Scheidung im Ausland – Innere Klarheit in Zeiten des Wandels finden

Zuletzt aktualisiert am 16. März 2025

min

Anmerkung vor dem Lesen

Diese Erzählungen geben Einblick in echte Sitzungen. Zum Schutz der Privatsphäre wurden Details verändert oder Geschichten zusammengeführt.

Sie zeigen mögliche Entwicklungen in der Therapie – keine allgemeingültigen Lösungen. Jede Erfahrung ist einzigartig.

Die Inhalte dienen der Veranschaulichung und ersetzen keine persönliche Beratung.

Wenn Sie sich in einer dieser Geschichten wiederfinden und Unterstützung suchen, kontaktieren Sie mich gerne.

Es gibt Momente im Leben, in denen das Vertraute plötzlich schwindet. Eine Ehe, die Halt gab, endet – und mit ihr der gewohnte Alltag. Besonders für Menschen, die als Expats im Ausland leben, kann sich dieser Bruch besonders herausfordernd anfühlen. Wie damit umgehen, wenn man zwischen zwei Leben steht – dem alten und dem neuen – und nicht weiß, wo man wirklich hingehört?

Und wie kann man eine Entscheidung treffen, wenn Kopf und Herz in unterschiedliche Richtungen ziehen? Diese Fallstudie zeigt wie eine therapeutische Sitzung helfen kann, innere Klarheit in so eine weitreichende Lebensentscheidung zu bringen.

Zwischen den Welten – Ein Dilemma für Expats

Nach einer Scheidung stehen viele vor der Herausforderung, sich ein neues Leben aufzubauen. In der eigenen Heimat bedeutet das bereits einen tiefen Einschnitt – im Ausland kann es sich jedoch anfühlen, als stünde man in zwei Welten zugleich. Die alte Heimat ist fern, das bisherige Leben vor Ort nicht mehr dasselbe. 

Für Frau M. bedeutete das, eine drängende Frage zu lösen. Sollte sie mit ihren Kindern in Deutschland bleiben, nahe beim Vater, der Deutscher ist, – oder zurück nach Brasilien gehen, zu ihren Wurzeln und ihrer Familie? Die Sorge um die Kinder, die Unsicherheit eines Neuanfangs und die Angst vor Isolation ließen alle Optionen sowohl richtig als auch unmöglich erscheinen.

Die Vorstellung, ohne ihr vertrautes Umfeld in Deutschland zu bleiben, fühlte sich bedrückend an. Doch ebenso groß war die Sorge, ihren Kindern durch einen Umzug Stabilität zu nehmen. Rational wusste sie, dass sie ihre Kinder nicht vom Vater trennen konnte – und doch hielt etwas sie zurück. Der kürzliche Verlust ihres Vaters verstärkte ihre innere Unruhe zusätzlich.

"Manchmal sind es nicht allein die Umstände, die einen zögern lassen, sondern tiefere, oft unbewusste Dynamiken."

Wenn der Verstand nicht weiter weiß

In solchen Momenten lohnt es sich, das Unterbewusstsein gezielt miteinzubeziehen. Dort sind die eigenen Lebenserfahrungen, ungelebte Sehnsüchte und Bedürfnisse gespeichert – ebenso wie Lösungsstrategien für herausfordernde Situationen. Oft sind diese nicht direkt greifbar und äußern sich stattdessen als innere Unruhe, wiederkehrende Gedanken oder diffuse Ängste.

Das Unterbewusstsein arbeitet nicht rational, sondern assoziativ. Es verknüpft vergangene Erlebnisse mit aktuellen Herausforderungen – oft, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. So kann eine Entscheidung, die zunächst praktisch klar erscheint, tiefere emotionale Wurzeln haben, die die Entscheidung blockieren. Um diesen unbewussten Einfluss sichtbar zu machen, nutzten wir eine Imaginationstechnik: Frau M. stellte sich ihre Gefühle als innere Bilder vor und folgte den aufkommenden Assoziationen und Gefühlen.

Das erste Bild führte sie zurück in ihr Jugendzimmer. Sie sah sich selbst auf ihrem alten Stuhl sitzen – eine vertraute Umgebung. Mit dem Bild kam ihr auch das bekannte Gefühl von Unsichtbarkeit. Sie erinnerte sich, dass sie sich in ihrer Familie lange übersehen und ausgeschlossen gefühlt hatte. Nun erkannte sie, dass sich dieses Muster auch in ihrem heutigen Leben widerspiegelte – in der Distanz, die sie in der deutschen Kultur spürte, in dem Gefühl, nicht ganz dazuzugehören.

Das zweite Bild war der alte Reisekoffer ihres Vaters. Ein Symbol, das Trauer in ihr auslöste – für eine Kindheit ohne präsente Vaterfigur. Mit der Trauer kam eine Erkenntnis. Was sie sich selbst als Kind so sehr gewünscht hatte, wollte sie ihren eigenen Kindern nicht nehmen. Sie erkannte nun auch innerlich, wie bedeutend die Verbindung zum Vater für ihre Kinder war.

Diese Bilder und die damit einhergehenden Gefühl halfen ihr, eine tiefere Ebene ihres Konflikts zu verstehen. Ihr Wunsch nach Rückkehr nach Brasilien war nicht allein dem Ort geschuldet, sondern einem tieferen Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Und gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass es nicht der physische Ort war, der ihr fehlte, sondern das brasilianische Lebensgefühl – ein Gefühl, das sie in Deutschland bisher nicht aktiv lebte.

Neue Wege gehen, alte Wurzeln bewahren

Frau M. erkannte, dass Zugehörigkeit nicht zwangsläufig einen Umzug bedeuteten musste. Statt sich zwischen zwei Welten hin- und hergerissen zu fühlen, entschied sie, ihre brasilianische Identität in Deutschland bewusster zu leben. Sie begann, sich stärker mit der brasilianischen Gemeinschaft zu vernetzen. Sprache und kulturelle Rituale integrierte sie selbstverständlicher in ihren Alltag. Und regelmäßige längere Besuche in Brasilien ermöglichten es ihr, ihre Wurzeln zu pflegen, ohne ihre Kinder aus ihrem stabilen Umfeld zu reißen.

Diese neue Perspektive brachte innere Ruhe. Sie musste keinen endgültigen Bruch oder Neuanfang erzwingen – sie konnte beides verbinden.

Ein Zuhause in sich selbst finden

Viele Expats erleben nicht nur geografische, sondern auch emotionale Herausforderungen. Die Angst, sich zwischen zwei Welten zu verlieren, oder die Unsicherheit, wo die eigene Identität wirklich verankert ist, sind Themen, die ich in meiner Praxis häufig begleite. Diese Fallstudie zeigt, wie hypnosystemische Therapie helfen kann, Klarheit zu finden – auch in Momenten, in denen sich zunächst keine Lösung eindeutig richtig anfühlt.

Falls Sie sich in einem ähnlichen Spannungsfeld befinden oder spüren, dass eine Entscheidung Sie innerlich bewegt, begleite ich Sie gerne auf diesem Weg. Manchmal braucht es nur einen Moment der Stille, um zu erkennen, was wirklich wichtig ist. Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, wie sich für Sie ein authentischer Weg zwischen den Welten gestalten lässt. Buchen Sie hier ein unverbindliches Erstgespräch.

Referenzen

Professionelle Begleitung für nachhaltige Veränderung


Psychologische Unterstützung sollte sich professionell, individuell und sicher anfühlen. Wenn Sie bereit sind, den nächsten Schritt zu gehen, freue ich mich, Sie kennenzulernen. Online oder in Heidelberg.

Über den Autor Benedikt Schmidt

Ich bin Benedikt Schmidt, klinischer Psychologe. Mein Ansatz verbindet wissenschaftlich fundierte Methoden mit individueller, einfühlsamer Begleitung. Ich unterstütze Sie dabei, Belastendes zu verarbeiten und einen neuen, stärkenden Umgang mit sich selbst und Ihrem Umfeld zu entwickeln.

Mein Fachwissen beruht auf praktischer Erfahrung, kontinuierlicher Weiterbildung und eigener Forschung. Ich habe zur Anhedonie am Allgemeinen Krankenhaus Wien geforscht, in der Positiven Psychologie unter der Leitung von Prof. Ilona Boniwell gearbeitet und bin derzeit als Psychologe an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum Heidelberg tätig.

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