Zuletzt aktualisiert am 6. Juni 2024

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Wichtige Anmerkung vor dem Lesen

Beim Erkunden der Fallstudien und Erzählungen auf diesem Blog möchte ich dir einige wichtige Überlegungen anbieten:

Klient:innenvertraulichkeit: Alle hier geteilten Geschichten basieren auf echten Sitzungen und wurden mit dem Einverständnis der beteiligten Personen geteilt. Manche Fallstudien bestehen aus mehreren Klient:innengeschichten oder es wurden Details verändert, um ihre Privatsphäre zu schützen.

Illustrativer Zweck: Die hier geteilten Geschichten und Erfahrungen sollen den Coaching-Weg veranschaulichen. Es sind Erzählungen, die gemeinsame Themen und Ergebnisse im Coaching widerspiegeln, und dazu gedacht, dir Einblicke zu geben, wie sich ein Coaching entfalten könnte.

Einzigartige Erfahrungen: Jeder Mensch hat einen einzigartigen Weg in Therapie und Coaching. Die hier präsentierten Geschichten sind keine Einheitslösungen, sondern dienen dazu, die möglichen Wege und Durchbrüche aufzuzeigen, die Coaching und Therapie ermöglichen können.

Kein Ersatz für professionelle Beratung: Diese Erzählungen sind nicht dazu gedacht, Krankheiten zu diagnostizieren, zu behandeln oder spezifische Anweisungen für persönliche Gesundheitsprobleme zu geben. Sie sind Bildungs- und Illustrationswerkzeuge, die dazu dienen, die Prozesse in den Sitzungen zu veranschaulichen.

Professionelle Unterstützung: Wenn du eine Resonanz mit den Geschichten spürst oder ähnliche Herausforderungen erlebst, ermutige ich dich, professionelle Unterstützung zu suchen. Nimm gerne jederzeit Kontakt auf, um gemeinsam zu erkunden, wie du mein Coaching bestmöglich für dich nutzen kannst.

Feedback und Fragen willkommen: Deine Gedanken, Feedback und Fragen zu den hier geteilten Inhalten sind immer willkommen. Nutze daher gerne die Kommentarfunktion, um deine Perspektive anzubieten.

Diese Erzählungen sind hier, um zu informieren, zu inspirieren und zum Nachdenken anzuregen. Sie sind Wegweiser zum Verständnis des persönlichen Wachstums, das Therapie und Coaching bieten können.

Vor kurzem kam Alexander, der neue Direktor einer aufstrebenden Filmgesellschaft, in einer Online-Sitzung zu mir. Alexander stand aufgrund von Arbeitsplatzkonflikten und persönlichen Zweifeln unter enormem Druck. Er war zwischen seinem Bedürfnis nach Wirksamkeit und Anerkennung einerseits und Selbstzweifeln andererseits hin- und hergerissen. Diese Fallstudie beleuchtet Alexanders Weg, wie er durch hypnosystemisches Coaching seine innere Stärke wiederentdeckte. Mit seiner Zustimmung teile ich seine Geschichte, um aufzuzeigen, wie sich echte Führungsstärke aus der Kombination von Selbstreflexion und dem Erlernen emotionaler Intelligenz entwickeln lässt.

Navigieren von Unsicherheiten in der Führung

Alexander war aufgrund der Dynamik am Arbeitsplatz frustriert und fühlte sich durch die subtilen Aggressionen einiger Kolleg:innen untergraben. Diese Empfindungen standen im Gegensatz zu seinem gewöhnlich selbstbewussten Verhalten. Er kämpfte mit Wut und dem Bedürfnis nach Kontrolle, was er selbst als unangemessen empfand, zumal sie eher aus der Not heraus entstanden sind und er die Situation aus innerer Stärke bewältigen wollte.

Die Herausforderungen, mit denen Alexander konfrontiert war, lassen sich mit dem hypnosystemischen Ansatz effektiv angehen. Dieser Ansatz fördert positive Veränderungen in Denkweise, Verhalten und Wahrnehmung und erleichtert den Umgang mit Belastungen und Krisen. Im Mittelpunkt steht die Aktivierung innerer Ressourcen und das Erkunden neuer Perspektiven, was zu einem besseren Verständnis der eigenen Stärken und Fähigkeiten führt. Durch hypnosystemisches Coaching lernen Menschen, ihre Bedürfnisse und Emotionen besser zu verstehen und zu kommunizieren.

Zugang zu inneren Ressourcen – Hintergrundwissen zur Hypnosystemik

Eine Schlüsseltechnik ist die Arbeit mit dem „Seitenmodell“1. Diese Imaginationsübung lädt Klient:innen dazu ein, sich vorzustellen, ihre Gefühle in den physischen Raum um sich herum zu projizieren. Dabei entstehen erstaunlich lebendige innere Bilder, die weit mehr als bloße Fantasie sind. Vielmehr offenbaren diese Bilder wichtige Informationen über zugrundeliegende Probleme und Bedürfnisse, was einen konstruktiven Umgang mit diesen überhaupt erst ermöglicht.

Der Kern dieser Methode basiert auf der Art und Weise, wie das Unterbewusstsein Informationen speichert: Es formt Assoziationsnetzwerke aus Erfahrungen, die sich beispielsweise aus Körperempfindungen, inneren Bildern und Gefühlen zusammensetzen. Ein gängiges Beispiel für so ein Erfahrungsnetzwerk ist der Geruch von frisch gebackenem Kirschkuchen, der bei vielen Menschen lebhafte Kindheitserinnerungen hervorrufen kann. Diese Erinnerungen sind immer im Gehirn vorhanden, werden aber erst durch die Aktivierung des entsprechenden Netzwerks zugänglich, das heißt bewusst. Genau diesen Mechanismus nutzen wir in unseren Imaginationsübungen. Indem Klient:innen ihre inneren Bilder visualisieren, aktivieren sie relevante Erfahrungsnetzwerke und erlangen Zugang zu den darunterliegenden Bedürfnissen. Sobald diese Bedürfnisse klarer werden, können sie sie bewusst verarbeiten und neu für sich ordnen.

Innere Konflikte mit dem hypnosystemischen Ansatz aufdecken

Dieser Ansatz geht jedoch noch weiter. Er basiert auf der Idee, dass Menschen ein Problem selten mit ihrem gesamten Wesen erleben, sondern eher mit bestimmten Facetten oder Anteilen ihrer selbst, das heißt mit Erfahrungsnetzwerken2. Normalerweise harmonieren diese Netzwerke miteinander und wir nehmen sie gar nicht erst wahr. In manchen Situationen können sie jedoch unterschiedliche Bedürfnisse priorisieren und in Konflikt geraten.

Ein alltägliches Beispiel ist die Entscheidung zwischen Flugzeug und Bahn für eine Urlaubsreise, bei der verschiedene Anteile für Nachhaltigkeit bzw. Zeiteffizienz plädieren. Durch das Externalisieren dieser Anteile können ihre Bedürfnisse verhandelt und in Einklang gebracht werden. Dieser Prozess mag komplex klingen, verläuft in der Praxis jedoch sehr natürlich, da er auf vertrauten Aspekten der eigenen Persönlichkeit aufbaut.

Als Alexander sich auf diese Weise mit seiner inneren Welt auseinandersetzte, kamen zwei symbolische Figuren zum Vorschein, die unterschiedliche Anteile, bzw. Erfahrungsnetzwerke, seiner Psyche darstellten:

Zunächst erschien ein „dominierender Schatten“. Eine bedrohliche, kontrollierende Präsenz, symbolisiert durch eine schwere Hand, die er an seinem Hals spürte. Alexander kannte diese Seite in ihm nur zu gut. Sie manifestierte sich nun als einschüchternder, älterer Mann. Er erinnerte sich daran, wie er sich in seiner Kindheit klein gemacht hat, um nicht aufzufallen und lächerlich gemacht zu werden. Dieses Erfahrungsnetzwerk hat ihm dabei geholfen. Alexander beschrieb, wie diese Selbstverkleinerung seit damals an seinem Selbstbewusstsein zehrte. Immer wieder nahm er Kritik übermäßig persönlich und hatte Schwierigkeiten, sich durchzusetzen und nuanciert und angemessen auf die Anforderungen in seinem Umfeld zu reagieren. Er beschrieb dieses Gefühl wie eine Mischung aus Traurigkeit, Wut und einem geringen Selbstbewusstsein im ganzen Körper. Ich bemerkte, wie seine Körperhaltung zunehmend zusammenfiel, während er dieses Gefühl erforschte. Das ist eine häufige Beobachtung. Diese Erlebnisnetzwerke ziehen den ganzen Körper mit ein und so kann sich die Körperhaltung je nach aktiviertem Erfahrungsnetzwerke verändern.

Auf der anderen Seite stand der „schützende Wächter“, eine jugendliche und inspirierende Figur, die Vertrauen und Optimismus ausstrahlte. Dieser Teil von Alexander, der einem heldenhaften Charakter aus einem Film glich, symbolisierte für ihn Fähigkeiten wie Selbstbehauptung, Kreativität und Vision, aber auch Einfühlungsvermögen und Anpassungsfähigkeit. Diese Fähigkeiten kamen jedoch kaum zur Geltung, da der "dominierende Schatten" den Großteil von Alexanders Innenwelt einnahm und ihn zu übermäßiger Selbstverteidigung verleitete. Als Alexander diese Seite erforschte, war seine Körperhaltung offen und selbstbewusst.

Der Wendepunkt: Gefühle anerkennen und innere Konflikte lösen

Sobald die Bedürfnisse der Klient:innen klar zutage treten, erreichen wir einen Wendepunkt im Coaching-Prozess. Diese Bedürfnisse bilden den Kern unserer Arbeit und drehen sich oft um zentrale Themen wie Verbindung, Anerkennung oder Sicherheit. In diesem Stadium des Coachings geht es darum, ein ausgewogenes Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse der für die Situation relevanten inneren Anteile zu entwickeln. Besonders interessant ist dabei die Entdeckung verdrängter Anteile, die oft tief verwurzelte Schmerzen und unerfüllte Bedürfnisse verkörpern und so die gegenwärtige Situation unbewusst beeinflussen.

Die eigentliche Transformation beginnt, wenn sich die Klienten bewusst und einfühlsam ihren unterdrückten oder schmerzhaften Anteilen zuwenden. Dies geschieht häufig durch das bewusste Fühlen und Anerkennen des darin verborgenen Schmerzes. Ein solches Vorgehen ermöglicht es, Spannungen abzubauen und eine kooperative Dynamik zwischen den inneren Anteilen zu fördern. Diese harmonische Kooperation innerer Anteile ist der Schlüssel zur Auflösung tief sitzender innerer Konflikte und ebnet den Weg für eine nachhaltige Veränderung und Entwicklung.

In Alexanders Fall war ein bedeutender Moment erreicht, als er begann, mit den gegensätzlichen Seiten seiner Persönlichkeit zu arbeiten. Er erlaubte sich, die tiefe Traurigkeit darüber zu fühlen, eine so herausfordernde Kindheit gehabt zu haben. Alexander schaffte es, dieses Gefühl anzuerkennen und verstand, dass er dennoch liebenswert, neugierig und spielerisch sein darf. Der zuvor dominierende Schatten, der Alexander kritisiert und unter Druck gesetzt hatte, wurde nachdenklicher und begann, Alexanders Anstrengungen anzuerkennen. Dieser Teil von Alexander, der einst in einer schwierigen Phase seiner Kindheit Schutz bot, war in der aktuellen Situation nicht mehr hilfreich. Alexander bedankte sich bei diesem Anteil für dessen Schutz und machte ihm deutlich, dass er fortan dem „schützenden Wächter“ den größeren Platz in seiner Innenwelt geben möchte.

Damit konnte der „schützenden Wächter“ aufblühen und sich stimmig für Alexanders Bedürfnis nach Selbstfürsorge und Wirksamkeit einsetzen. Dieser Teil, der Alexander als sein wahres Selbst vorkam, half ihm in der Folge, innere Harmonie und Selbstvertrauen zu entwickeln. Indem er seine eigenen Fähigkeiten und Bedürfnisse würdigte, gab er dem schützenden Wächter mehr Raum, um sich zu entfalten. Er fühlte diesen Anteil nun in seinem ganzen Körper als Zuversicht und Selbstbewusstsein. Er wusste, dass dieser Anteile eine wichtige Ressource in seinem Leben ist und sein wird.

Stärke und Selbstakzeptanz durch Integration der inneren Gefühlslandschaft

Alexander verstand den tieferen Sinn des Netzwerks, das er als 'dunklen Schatten' empfand. Es hatte sich als Schutzmechanismus entwickelt, um ihn vor Situationen zu bewahren, die Kritik oder Ablehnung mit sich bringen könnten. Diese Erkenntnis ermöglichte es Alexander, seine Durchsetzungskraft und emotionale Sensibilität harmonisch zu vereinen. Die Anerkennung und Integration dieser gegensätzlichen Aspekte seiner Persönlichkeit führten zu einer Erneuerung seines Selbstwertgefühls und verliehen ihm eine tiefere innere Stärke und Standhaftigkeit.

Er berichtete, dass er sich besser im Griff hatte und eine deutliche Reduktion seiner körperlichen Anspannung wahrnahm. Zudem erkannte er, dass Wut nicht zwangsläufig unterdrückt oder als negativ empfunden werden musste, sondern vielmehr ein wertvoller Indikator für überschrittene Grenzen sein kann. Diese Einsicht verlieh ihm die Kraft, seine Grenzen zu wahren, ohne aggressiv zu werden. Zugleich fühlte er sich weniger verletzlich und durch seine gesteigerte emotionale Intelligenz gestärkt. Dieses neue Selbstbewusstsein speiste sich auch aus der Erinnerung an seine ursprünglichen Beweggründe für die Wahl seines Berufes.

Alexanders Erfahrung demonstriert, wie wirkungsvoll hypnosystemisches Coaching bei der Überwindung emotionaler und psychologischer Herausforderungen sein kann, insbesondere für Führungskräfte. Weiters unterstreicht sie, dass das bewusste Erkennen und Bearbeiten von Emotionen und körperlichen Empfindungen einen tiefgreifenden Einfluss auf die persönliche Entwicklung hat und zu einem ausgeglicheneren, harmonischen Selbstverständnis führen kann.

Wenn du ähnliche Herausforderungen erlebst, dann bedenke, dass das Annehmen deiner Ängste und Unsicherheiten der erste Schritt zu einer tiefgreifenden Verwandlung sein kann. Diese wegzuschieben funktioniert nur für eine begrenzte Zeit und es braucht keine derartig herausfordernde Vergangenheit, um von diesem Coaching zu profitieren.

Hypnosystemisches Coaching könnte die Lösung sein, die du brauchst. Mit meiner Unterstützung kannst du ein tieferes Verständnis für dich selbst und deine Beweggründe gewinnen, deine Ängste und Zweifel überwinden und dein volles Potenzial durch emotionale Intelligenz erreichen. Lass dich nicht von Ängsten und Zweifeln davon abhalten, das Leben zu führen, das du möchtest. Mache heute den ersten Schritt auf deinem Weg zur Veränderung und buche ein hypnosystemisches Coaching bei mir.

Referenzen

1. Schmidt, G. (2020). Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung. Carl-Auer Verlag.

2. Peichl, J. (2019). Einführung in die hypnosystemische Teiletherapie. Carl-Auer Verlag.

Van Rijn, R. H. (1633). The Storm on the Sea of Galilee. [Painting]. Abgerufen von https://en.wikipedia.org/wiki/The_Storm_on_the_Sea_of_Galilee#/media/File:Rembrandt_Christ_in_the_Storm_on_the_Lake_of_Galilee.jpg

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Über den Autor Benedikt Schmidt

Mein Name ist Benedikt Schmidt. Ich bin Psychologe und Coach und habe mich darauf spezialisiert, Menschen dabei zu helfen, die Klarheit, Motivation und Inspiration zu finden, mit denen sie ein Leben führen können, das ihnen guttut. Ob du dich blockiert fühlst oder eine tiefere Verbindung zu deinem Körper und deinen Emotionen suchst, ich bin hier, um dir zu helfen.

Mit Follow The River teile ich die über 13 Jahre Erfahrung meiner eigenen persönlichen Entwicklung sowie das Wissen, das sich aus der Arbeit mit Klient:innen, psychologischer Schulung und meiner Forschungsarbeit als Positiver Psychologe für die europäische Leiterin der Positiven Psychologie, Prof. Ilona Boniwell, ergibt.

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